Ein Theaterprojekt mit Schülern über Jugendliche in Ghetto und KZ
2020 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal und damit auch die Befreiung der deutschen Konzentrationslager. Das nahm die Initiative Stolpersteine in Rödermark zum Anlass, ein Theaterprojekt auszuschreiben, das sich mit dem Leben (und auch dem Sterben) von Jugendlichen in Ghetto und KZ auseinandersetzt. Zwölf wirklich engagierte Schüler von vier Schulen aus vier unterschiedlichen Gemeinden zwischen 15 und 18 Jahren fanden sich zusammen, und seit September improvisieren, schreiben und proben sie unter der Leitung des Schauspielers und Theaterpädagogen Oliver Nedelmann.
Das Projekt stieß in diesen Zeiten des Wiedererstarkens von Rassismus und Antisemitismus auf breite Unterstützung - von der Anne-Frank-Begegnungsstäte bis hin zu zahlreichen Stiftungen und Institutionen.
Es geht in „Es ist doch für immer passiert“ nicht um die exakte Wiedergabe historischer Fakten, sondern um die Gedanken und Gefühle der Jugendlichen von heute, die sich mit dem Thema beschäftigen. Welche Fragen bewegen die Jugendlichen? Wie nähern sie sich an? Brücken zwischen dem Vergangenen und dem Jetzt werden geschlagen.
So trifft beispielsweise ein Jugendlicher aus dem Jahr 1944 auf einen aus dem Jahr 2020. Was würden sie sich gegenseitig sagen? Was würden sie fragen? Und: was trauen sie sich nicht zu fragen? Lagerszenen werden zum Teil gespielt, zum Teil erzählt. Es finden sich in dem Stück Momente des Schreckens wie auch Momente der Hoffnung und des Zusammenhalts.
In diesem spielerischen Prozess werden die Schüler mit dem Teil der deutschen Geschichte konfrontiert, der immer schwerer greifbar wird. Das Hineinschlüpfen in die Rollen der inhaftierten Jugendlichen, das Nachempfinden ihrer Emotionen ist ein Versuch, Vergangenheit zu vergegenwärtigen. Immer mit dem Blick von heute. Eine Annäherung. Ein Angebot. Nicht nur begreifen zu wollen, wie war es möglich, sondern das Menschsein an sich zu begreifen, ist letztlich der Antrieb des Theaterprojekts.